Ein Prediger und das große Sterben zu Wien
Einleitung
»Umbständige Erzehlung des Todts zu Wienn vnd der traurigen Zeiten« heißt ein Kapitel in »Mercks Wienn«, einer Predigt des Augustiner-Barfüßer Mönchs Abraham a Santa Clara über das Jahr 1679. Dem Jahr, in dem Wien die katastrophalste Pestepidemie seiner Geschichte mit ungefähr 50.000 Todesopfern durchleben musste.
Eindrucksvoll und sich des historischen Ausmaßes der Ereignisse durchaus bewusst, schildert der Prediger in mehreren Kapiteln sein Erleben. Von den Vorboten und ersten Anzeichen der Pest, über Ausbreitung und Verlauf sowie über die Sündhaftigkeit als Ursache der Seuche bis hin zum schlichten Schildern des Grauens, beinhaltet Santa Claras Werk alles was es braucht, um einen ziemlich guten Eindruck dieses Pestausbruchs zu bekommen.
»Mercks Wienn« offenbart aber auch interessante Punkte in Bezug auf die Denkweise der Zeit. Konnte in jenem Jahr beispielweise keine Kometenerscheinung als Ankündigung der Pest ausgemacht werden, so galt das Traktat eines Medicus, welcher eine ungünstige Konstellation der Gestirne festhielt, als ausreichender Beleg. Die Lasterhaftigkeit der Bewohner Wiens sowie die Sündhaftigkeit von Weibern und Andersgläubigen sind zwar abermals Beweise dafür, dass die Seuche die gerechte Strafe Gottes sei, jedoch hadert der Mönch damit den Tod von hunderten geistlichen Kollegen ebenfalls als gerecht anzusehen und greift auf der Suche nach Rechtfertigung auf landläufige Gerüchte und Verleumdungen zurück.
Wie Hexen die Pest über Wien gebracht haben? Das kann man sich in meinem Podcast »Seuchengeschichte hautnah« anhören.
Literatur:
- Mauelshagen, Franz: Pestepidemien im Europa der Frühen Neuzeit. In: Meier, M. (Hrsg.): Pest. Die Geschichte eines Menschheitstraumas. Stuttgart, 2005.
- A Santa Clara Abraham: Mercks Wienn, Wien 1680.
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